„Wurzelglück“ – das klingt wie ein freudiges Versprechen: Es wird dir gut gehen, wenn du hinaus in die Natur gehst. „Wurzeln geben den Pflanzen Halt und versorgen sie mit Nährstoffen. Da der Mensch ein Naturwesen ist, braucht auch er einen Ort, um Wurzeln zu schlagen“, erklärt Joana Obenauff die Namensfindung für ihr junges Unternehmen. Nicht von ungefähr spricht der Volksmund von „sich erden“, um wieder zu sich selbst zu finden. „Wen n wir uns mit der Natur verwurzelt fühlen, macht uns das glücklich und hilft uns, gesund zu bleiben“, weiß Joana seit ihrer Kindheit. Viel Zeit verbrachte die Magdeburgerin bei ihren Großeltern auf deren Naturgrundstück an der Mecklenburgischen Seenplatte. Diese prägenden Erlebnisse stehen wie Richtungsweiser an ihrem Berufsweg über das Studium der Landschafts- und Freiraumplanung bis zur selbständigen Gartentherapeutin. „Wurzelglück“ – es wird dir gut gehen, wenn du dich mit den Pflanzen in einen kreativen Austausch begibst. Wie viel sie selber von der Natur gelernt hat, sei ihr erst so richtig beim Studium klar geworden, sagt Joana. Ebenso klar spürt sie jetzt den Wunsch, dieses „Wurzelglück“ an andere weiter zu geben.
Während Joana Obenauff von ihrer gartentherapeutischen Arbeit erzählt, leuchtet es auch im Gesicht von Christin Niemetz. Vor derem inneren Auge flimmern gerade Bilder aus eigenen Kindheitstagen auf dem Lande: „Der Opa bringt frisch geerntetes Gemüse und Obst zum Küchenfenster der Oma. Die zaubert daraus eine leckere Mahlzeit, die kurze Zeit später auf dem Tisch steht. Und Opas Gartenwerkstatt erst ..., die ist ein geheimnisvolles Reich aus Gerüchen und Gerätschaften.“ Christin Niemetz lächelt. Wahrscheinlich wurde auch sie insgeheim von diesen wurzelglücklichen Erinnerungen zu ihrem Beruf der Ergotherapeutin und Heilpädagogin geleitet. Als Fachtherapeutin für „Sensorische Integration" und auf den Bereich der „Handtherapie“ spezialisiert, arbeitet sie in ihrer Praxis insbesondere im Bereich der Pädiatrie. „Von der Gestik beim Erzählen über das Handwerk im wörtlichen Sinne bis zum sprachgebräuchlichen ,handlungsfähig sein‘ – die Hände spielen in unseren Leben eine sehr große Rolle“, sagt Christin Niemetz, die vor zwei Jahren ihre Praxis „TherGo“ gründete. Sie weiß von den physischen und psychischen Leiden derer, die ihre Hände nicht mehr benutzen können. Ihre eigenen Hände entdeckten während des Studentenjobs am Magdeburger Theater den Marionetten-Bau aus Naturmaterialien für sich. Die erste Marionette entstand aus eigener Idee und fand bis heute ihren pädagogischen Auftrag in einer Erfurter Förderschule, in der sie für die theaterpädagogische Arbeit genutzt wird. „Schaffen, kreieren, lernen und probieren mit eigenen Händen lässt erfahren, lernen und beGreifen. Eine aus eigenem Antrieb gemeisterte Aufgabe überwältigt so manche schwierige Hürde und macht Mut.“, weiß Christin Niemetz aus ihrem Therapeutinnenalltag zu berichten.
Joana Obenauff und Christin Niemtz sind, wie Ergo- und Gartentherapie, Schwestern im Geiste. Verfolgt Christin Niemetz ihre Ziele mit anerkannten und bewährten medizinisch fundierten Therapiestrategien, nutzt Joana Obenauff die Natur, als natürlichen Lebensraum der Menschen, als Grundlage ihrer Arbeit. Ihr gemeinsames Ziel ist es, Menschen aller Altersgruppen, unabhängig von ihren körperlichen oder geistigen Fähigkeiten und unabhängig von ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft, zu größtmöglicher Selbständigkeit, Unabhängigkeit und zu einem verbesserten Wohlbefinden zu verhelfen, um wieder selbstständig den Alltag meistern zu können.
Die beiden Fachfrauen, die über ihre gemeinsame Arbeit auch zu Freundinnen geworden sind, lassen ihre Kompetenzen jetzt in einem gemeinsamen Projekt „GErT“ zusammenfließen, das ergotherapeutische Bewegungsabläufe mit der kreativen Arbeit in und mit der Natur verbindet. „Im Unterschied zum Behandlungszimmer ist im Naturraum für den Patienten kaum zu merken, dass er sich in Therapie befindet“, benennt Christin Niemetz einen großen Vorteil. Und Gartenexpertin Obenauff ergänzt: „Erde, Pflanzen, Naturmaterialien und der Aufenthalt im Freien haben einen hohen Aufforderungscharakter, sodass ergotherapeutische Interventionen fast nebenbei und durch eigenes Tun wirken. Sie befriedigen das natürliche Bedürfnis des Menschen nach Natur und schaffen dadurch den inneren Anreiz für eine erfolgreiche Therapie – vom Kind bis zum Senioren.“
Mit ihrem gemeinsamen Projekt wollen Joana Obenauff und Christin Niemetz all jenen Hilfestellung leisten, die für Ihr gesundheitliches Wohlbefinden eine natürliche Alternative zu herkömmlichen Strategien suchen und ihren Wurzeln wieder nachspüren wollen. „Fehlt uns der Kontakt zur Natur, fehlt uns der Kontakt zu uns selbst“, sagen die Therapeutinnen, und dass die Natur vor allem bei Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen der beste Behandlungsraum ist. Eine natürliche Umgebung lädt zum Entdecken ein und trägt zur aktiven Förderung der Sinneswahrnehmung und -weiterleitung bei. Für „GErT“ ist die Vielfalt der natürlichen Formen, Materialien, Farben, Düfte und Geschmäcker ein Füllhorn voller Reize und Impulse, das alle Sinne anspricht und die Basis der gemeinsamen Arbeit darstellt. „Durch die Inanspruchnahme aller unserer Sinne können wir einen entscheidenden Beitrag für unsere Selbstheilung und Entwicklung leisten!“, darin sind sich beide einig.
Das konzeptionelle Heranführen des Klienten an die Natur, das gemeinsame Tun, an dessen Ende das Erfolgserlebnis steht, mit den eigenen Händen etwas geschaffen zu haben, wirken wie ein Impuls, der weite Kreise zieht. „Das kann im Garten, aber auch auf dem Balkon, auf der Terrasse oder bei der Aufzucht und Pflege von Zimmerpflanzen gelingen“, sagt Joana Obenauff und nennt auch die Stärkung kognitiver Fähigkeiten, wie Kreativität, Ausdauer und Konzentration als positives Resultat des achtsamen Umgangs mit der Natur und sich selbst. „Vor allem für Kinder und Jugendliche ist daher der Naturkontakt und der Umgang mit Pflanzen und Tieren von großer Bedeutung!“, sagt die Wurzelglück-Expertin. „Aber auch für Senioren, besonders bei Demenz, wird die aktive Berührung mit der Natur wieder ganz wichtig für das Wohlbefinden von Körper und Seele“, ergänzt Christin Niemetz.
Es muss nicht immer der Hände Arbeit sein: Einfach mal nur im Garten sitzen und ihn aufmerksam beobachten habe eine ebenso positive Wirkung, betonen die beiden Frauen. Und sie fordern regelrecht: Im Garten muss man träumen.
Sie selber träumen einen ganz konkreten Traum, der immer mehr Gestalt annimmt. Es ist ein Ort des Gärtnerns ohne Verpflichtung. Ein Ort, zu dem jedermann kommen und entspannen kann – aktiv oder passiv, je nach innerer Befindlichkeit. Ein Ort, dem jeder gibt, was ihm möglich ist und wo sich jeder die Kraft holt, die er braucht.